Donnerstag, 13. November 2014

Köbogen II oder das Ingenhoven Tal


Na, so etwas: Menschen gehen durch ein grünes Tal zum Schauspielhaus. Fische springen über die Düsseltreppe im Kögraben und der neue Jan Wellem heißt Joachim Erwin. Menschen – Tiere - Sensationen, so könnte es heißen.
Der Gründgensplatz schien verloren, trostlos, im Abseits. Da halfen auch keine Weihnachtsmärkte. Doch Stararchitekt Christoph Ingenhoven, der vor 12 Jahren den Begriff Köbogen erfand, darf seine neue Idee nun Köbogen II nennen, obwohl es diesmal nichts mehr mit der Kö zu tun hat.
Die Düssel staute sich seit Urzeiten zum Mühlenweiher, der so genannten "Landskrone" vor der Mühle am Grabbeplatz. Die gewaltige Festungsmauer war deswegen hier ganz schmal.

Nach dem Mauerfall

Nach dem Fall der Mauer 1801 legt Hofbaumeister Kaspar Anton Huschberger von diesem Weiher aus einen gebogenen Kanal zur Kanalstraße, die später Königsallee heißen wird… das ist der Beginn des Köbogens.
Die Zollbrücke über diesen Kanal nennt er "Elberfelder Barriere". Die Elberfelderstraße führt allerdings in eine Sackgasse, ein Schildbürgerstreich der Festungsbauer. Man macht daraus schließlich einen Viehmarkt. Das klingt nicht besonders verheißungsvoll, aber dann…!
1806 wird in das Gartengelände hinter dem Viehmarkt die erste Düsseldorfer Loge gegründet, die "Johannisloge zum heiligen Joachim im Orient". Der "Orient" war ein besonderer Raum der Meditation "ex oriente lux". Die Freimaurer waren Aufklärer.
1830 baut der gewiefte Vagedes-Schüler Schnitzler neben der Loge (zu Ehren seines Gönners Prinz Friedrich) das Friedrichsbad, eine unerhört moderne Wellnessanlage.

La crème de la crème

Mittlerweile war die Elberfelder Straße zur exquisiten Wohn- und Einkaufsstraße geworden, die Hofgartenstraße (direkt am Wasser) wird die vornehmste Straße der ganzen Stadt.
Auf die Elberfelderstr. kommen die Denkmäler für Cornelius und Schadow. Die Plätze heißen demzufolge Corneliusplatz und Schadowplatz.
Die Wiesen der Düssel, die zur Bleiche dienten, werden zur Bleichstraße mit dem Ibachsaal, Düsseldorfs Kleinod der Kammermusik. Das Viertel ist zum kulturellen Herzstück der Stadt geworden.
In die Ruinenlandschaft nach dem Krieg zwei Paukenschläge: Dreischeiben- und Schauspielhaus; jetzt mit dem Köbogen der dritte Paukenschlag.
Um Kö I mit Kö II zu verbinden, sollte man vielleicht die Düssel von der sogenannten „Seufzerallee“ zum „Ingenhoven Tal“ umleiten. Ein Tal braucht einen Fluss und die Fische springen dann als Schauspiel vor dem Schauspielhaus.
Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

Donnerstag, 16. Oktober 2014

DIE GRÜNE ACHT gerettet - eine Erinnerung


Die Straßenbahnen trugen ab 1906 die bis heute mythischen Namen 1-11 , erweitert bis 18. Bis 1928 hatten sie alle verschiedene Farben. Die 8 war die HELLGRÜNE 8, die ZOO-HAMM-Bahn. Selten war eine Linie so beständig wie die 708.
1876 fuhr der Belgier Boyart mit den ersten beiden Pferdebahnen vom Rathaus über Flinger-, Mittel-, Benrather-, Kasernenstr. zum Bahnhof Graf Adolf Platz und über Flinger-, Hunsrück-, Flinger Tor, Bolkerstr, Elberfelder-, Schadow-, zur Tonhalle (heute Karstadt).
1876 fuhr er auch schon über Bahn-, Ost-, Wehrhahn-, Rethelstr. zum Rheinischen Bahnhof Ahnfeldstr. und über Grafenberger Allee bis Tiergartenstr, also zum Zoo.

Die ersten Betriebshöfe

1876 ein Schuppen am Burgplatz und der Hof an der Nordstr;
1877 geht es zur Flora über Friedrichstr und Bilker Allee.
1880 hatte man die Grenzen erreicht: die Flora, die Nordstr, die Oststr und als Ausnahme jenseits der Eisenbahn den Zoo: Großereignis Zooausstellung mit Geburt eines neuen Stadtteils.
1892 kauft die Stadt die Bahn. Ende 1900 gibt es 370 Pferde und 80 Wagen.
Die "Elektrische" startet 1896 als Rheinbahn linksrheinisch in Oberkassel, rechtsrheinisch fährt die erste Elektrische von Schützenstr nach Grafenberg.

Ab 1900 wird alles elektrisch

1906 fährt die GRÜNE 8 vom Zoo über HBF, Kavalleriestr, Loretokirche bis Fährstr, 1910 über Volmerswerther bis Südfriedhof, 1924 bis Hamm, 1934 über die große Brücke Ackerstr zum Zoo.
Seitdem ist die Strecke fast gleich geblieben, eine Seltenheit bei den berühmten 18er Linien.
Die 708 verbindet als einzige Düsselthal mit HBF, sie fährt als einzige mitten nach Hamm. Sie sollte wegen der Wehrhahn-Linie abgeschafft werden. Durch massiven Bürgerprotest konnte dieser Plan gestoppt werden. 

Linie 8 gerettet


In der Koalitionsvereinbarung der Düsseldorfer Ampel-Koalition (SPD, Grüne, FDP) wurde am 3.10.2014 beschlossen: Die Linie 8 wird nicht eingestellt, sondern zwischen Uhlandstr, Hauptbahnhof und Poizeipräsidium weiter eingesetzt. Ab Uhlandstr. wird es einen Nord-Ast zur Heinrichstr. geben und einen Ost-Ast zum Gerresheimer Krankenhaus.
Autor: Dieter Jaeger      Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de
 

Donnerstag, 25. September 2014

Die Affen sind weg


Düsseldorf ist um eine Attraktion ärmer, die Affen sind weg und mit ihnen die drei Affenrestaurants im Hochhaus GAP 15 am Graf Adolf Platz. Die "Monkey's GmbH & Co. KG" und weitere Firmen des Kunstberaters Helge Achenbach haben am 7.AUG 2014 einen Insolvenz-Antrag gestellt.
Abgesehen von der verkehrten Geographie (Monkey West lag im Norden, Monkey Süd im Osten und Monkey East im Westen) konnte man hier vorzüglich speisen.
Ich empfahl immer den Ost-Affen, obwohl die Toiletten gewöhnungsbedürftig waren. Man saß hinter Glastüren. „Asiatischer Scherz“ dachte ich; das Glas war eingemilcht. Aber wohlfühlen ist etwas anderes, denn man konnte immer sehen, dass da einer auf dem Topf saß.

Das ist nun alles vorbei

Der Mann, der die Affen besorgt hatte, sitzt im Gefängnis. Er war ein umtriebiger Mann, hatte Monkey‘s Island geschaffen, hatte den großen Frank O. Gehry an den Rhein geholt, hatte die Immendorfschen Affen und jede Menge obskure Kunst beschafft, wie der legendäre Cornelius Gurlitt, der auch aus Düsseldorf kam und hier im Mai 2014 begraben wurde.
2001 war Monkey‘s Island die Sensation. Besucher kamen von weit her, um die Affen zu sehen. Man musste 4.50 € Eintritt zahlen, um die Insel betreten zu dürfen. Holzstege a la Sylt-Sansibar führten durch Sanddünen, in denen wohlgeformte Damen in Strandkörben lagen. Babys schrien und bauten Burgen im Sand, der Kaffee kostete noch mal 4.50 €.
Als das schreckliche Hyatt Hotel (Frühstück 35,- €) die Insel vernichtete, trauerte Düsseldorf. Dann kam der Trost: die Monkey-Restaurants.

Jetzt müssen wir wieder getröstet werden

Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de

Sonntag, 14. September 2014

Der Salzmann-Bau: Denkmal oder Kompromiss?



Es war einmal eine prächtige Fabrik, aus der der wunderschöne Salzmannbau wurde. Doch welches Ende hat unser Märchen?
Am 6. Sept 2014 feierte die Stadt "20 Jahre Leben in der Fabrik" oder genauer "20 Jahre Leben im Jagenberg Quartier". OB Geisel hielt eine seiner ersten Reden.
Das Architektenbüro „Salzmann & Ganzlin“ hatte 1904-1906 für die Firma Jagenberg eine Fabrik gebaut, die 100 Jahre überstehen sollte und das zu Recht! 1985 stuft der Landeskonservator sie als Denkmal ein.
Beim Bau der Fabrik wurde zum ersten Mal in Düsseldorf das amerikanische Baukastensystem erprobt, nach dem Erweiterungen immer einem gleichen Prinzip folgten: aus einem U förmigen Gebilde wurde so ein „E“,  die Außenhaut aus weißen und grünen glasierten Kacheln blieb immer dieselbe, die vertikalen und horizontalen Muster der Pfeiler und Fenster veränderten sich nicht.
Als Modellvorlage diente die Ausstellung “Kunst und Gewerbe“ von 1902, wo die Firma Villeroy-Boch das so genannte „Majolikahäuschen“ kreierte, welches die Düsseldorfer 25 Jahre lang entzückte. 1910 empfängt Jagenberg seine Besucher im  berühmten Rundbau mit dem „Majolikaportal“.
Jagenberg kannte auch die Stadtpläne des Hermann Josef Stübben, der Düsseldorf ab 1885 mit drei gewaltigen Boulevards (Ringen) umgab. Das Bilker Gelände seiner Fabrik lag zwischen „Mittlerem Ring“ (Kopernikusstr- Hennekamp) und „Äusserem Ring“ (Stoffeler Damm). Am Merowinger Platz sollte eine riesige Markthalle entstehen. Er lag also goldrichtig.
Allein der schräge „Steinberg“ machte ihm Kopfschmerzen. Er musste seine Fabrik etwas schief in Richtung Steinberg stellen. Dies wiederum erwies sich als goldrichtig, denn die Hauptfassade zeigte nun genau nach Norden, gab also seinen Zeichnern und Ingenieuren das ideale Nordlicht.
Vom zentralen Ost-West-Trakt ging in der Mitte über eine Brücke die Kraftübertragung zum Schornstein und der Maschinenhalle.
Nach Auszug der Firma 1984 bildete sich sofort der Verein "Leben in der Fabrik". Die wilden sechziger Jahre und die siebziger der „Instandbesetzung“ liegen hinter uns.
Das E Muster der Fabrik mit seinen drei Höfen eignete sich ideal zur alternativen Nutzung: Hof A bekommt die Vereine und das Bürgerhaus, Hof B die Künstlerateliers und das Cafe, Hof C die übrigen Mieter (zur Hälfte Studenten).
Die Stadt hatte das Gelände 1985 gekauft. Landesminister Zöpel erklärt es 1985 zum Sanierungsgebiet „Am Steinberg“. Das Gebiet enthält 8 Sanierungsfelder: (1) im Nordwesten (die Sheddachhallen), (2) direkt hinter dem Maschinenhaus, (3) der Salzmannbau, (4) der Nordosten (Rewe, Eisdiele), (5) der Südosten (die alte Pergafabrik), (6) der nördlich Teil an der Merowingerstr, (7) der mittlere Teil,  (8) der südliche Teil.
Das Drama beginnt
Im heißen Ringen zwischen Alternativen und der Stadt (später der Landesentwicklungsgesellschaft LEG) wird man sich 1994 einig, dass im Salzmannbau ein einmaliges soziokulturelles Zentrum entstehen soll.
Die übrigen 7 Felder des Sanierungsgebiets „Steinberg“ werden schnell abgerissen und neu bebaut. Ab 1996 ziehen hier 2000 Menschen aus 20 Nationen ein. 600 Kinder tummeln sich im engen Quadrat.
1999 wird „Jagenberg“ zum Sozialfall. Ein Aktionskreis „Leben und Wohnen im Jagenbergviertel“ arbeitet Tag und Nacht. Er besteht aus Sozialamt, Kulturamt, Jugendamt, SWD (Städt. Wohnungsgesellschaft), BWG (Betreuung für Wohnen und Gewerbe), BSD (Bezirkssozialdienst) und OSD (Ordnungs Servicedienst D‘dorf). Die Schilder „Spielen erlaubt“ / „Bolzen verboten“ stehen heute noch im Gelände. Die Lage entspannt sich etwas.
Leider ist die schöne Hauptfassade des Denkmals „Salzmannbau“ nicht mehr zu sehen. Die Stadt brauchte Geld, nahm einen potenten Mieter und setzte im Sanierungsfeld 2.2 direkt vor die Fassade einen riesigen Büroklotz.
So endet denn unser Märchen nur halbgut, von den 150 Wünschen und Anregungen des Vereins "Leben in der Fabrik" sind nur 10 übrig geblieben.
Immerhin ist es ein Unikum geblieben, ein Juwel, ein Ort, wie die Beteiligten damals auf ihr Banner schrieben "für Freiheit und Kultur, ein Ort für Fantasie und Narretei".
Autor: Dieter Jaeger          Redaktion: Bruno Reble    © geschichtswerkstatt-duesseldorf.de