Dienstag, 31. Mai 2011

"Lena in der ARENA" von Dieter Jaeger

Als 1925 die erste Arena, das „Rheinstadion“, gebaut wurde, waren gerade die Franzosen verjagt worden.  Hindenburg weihte das Stadion ein mit Bezug auf  „1000 Jahre Heiliges Römisches Reich deutscher Nation“. Der unselige Begriff „Tausendjähriges Reich“ waberte in den Köpfen. Die Ärzte feierten den Begriff ein Jahr später mit der größten Düsseldorf Show, der Ausstellung „GESOLEI“.

Die Stadt hatte schon 1902, lange vor der Eingemeindung, die Stockumer Höfe gekauft. Sie standen eh in enger Beziehung zu Düsseldorf durch ihren ersten Besitzer Arnold von Tyvern, der ja  einst vor den Grafen von Berg auch die Altstadt besaß. Das Rheinstadion(Sportarena und Schwimmstadion) wurde zwischen  Stockumer Höfe und  Fährstelle „Staad“ gesetzt.

1915, also vor dem Bau des Stadions, hatte Karl Wach (von ihm stammt das wunderschöne alte Arbeitsamt Roeberstraße) an der Schnellenburg die „Neue Kunstakademie“ geschaffen. Sie ist das Hauptstück unseres jetzigen Aquazoos, sie war auch der Kern der Naziausstellung 1937 „Schaffendes Volk“.

Aus der Ausstellung wird der „Nordpark“ mit grandioser Sichtachse von der Schnellenburg zum Schlageter-Kultdenkmal (heute Nornen am Nordfriedhof).

Das ist nun alles Geschichte. Es gibt kein Stockum mehr. Alle sechs Höfe (Buscher-, Göres- Holtes- Convent- Pütz-und Brinkmannshof) und ihre Straße „Stockumer Höfe“ sind verschwunden. Die Straße verlief vom Rittersitz Lohausen zur Treidelstation Schnellenburg. (Die heutige Straße „Stockumer Höfe“ ist Unsinn). Der Buscherhof lebt weiter in Beckbuschstr, der Holteshof war der wichtigste (statt Stockum sagte man auch Holthausen, dann Kirchholtes, dann Holteshof). Es ist der heutige Europaplatz im Messegewühl. Vom Conventshof mit der berühmten mittelalterlichen Kapelle ging (bis heute) die  Stockumer Kirchstraße ab.

Einige vornehme Wohnsiedlungen stammen aus der Zeit der 37- er Ausstellung: Dichterviertel, Blumenviertel, Märtyrerviertel (Leo Statz statt der Afrikakämpfer Lüderitz oder Peters, die die Nazis liebten). Aus dem Weiler Vogelsang wird das Vogelviertel (Amsel, Star und Meise) neben dem Flughafen, sie sind ja unsere ersten Flieger.

Das Rheinstadion war unser aller Traum, die ersten Liebesgeschichten, die schönsten aller Frauen auf den berühmten steinernen Stufen

1974 wird es von Tamms  umgebaut zur Fußballweltmeisterschaft, zum Leichtathletik- Weltcup 1977.

Deutschland-Jugoslawien 2:0, Deutschland-Schweden 4:2, 1988 Europameisterschaft: Deutschland-Italien 1:1

Auch die Messe mit den bombastischen Parkplätzen hatte man 1971 hierher geholt.

OB Erwin träumte 2001 in dieser Tradition von einer großen Arena weiter zur Fußballweltmeisterschaft 2006 und zur Olympiade 2012. Es kam anders,  und  für den großen Circus fehlten allerdings auch  die Artisten.

Immerhin 2004: Die  Einweihung der neuen Arena durch Fortuna- Berlin 2:0, 2008 Fortuna-Werder Bremen: Sieg für den Einzug in die 2.Liga

Am Anfang hieß sie LTU, weil der Sponsor (Lufttransportunion) ein Düsseldorfer war,

2009 heißt sie Esprit, weil aus dem Hippiepärchen Susie und Douglas Tomkins, die 1968 in San Franzisko selbst genähte Kleider verkauften, der Weltkonzern und Sponsor Esprit wird, der seine Hauptsitze in Hongkong, Bermuda und Ratingen hat.

Heute heißt sie einfach ARENA.

Bon Jovi, Madonna, die Rolling Stones sangen hier.

Und wenn Lena singt direkt neben dem Staad, tauchen sie vor meinem Auge  wieder auf: die uralten Prozessionen, die am Staad übersetzten von Mönchenwerth und Neuss auf dem Weg nach Kaiserswerth, an den sechs Stockumer Höfen vorbei.

Es waren andere Gesänge, gewiss, aber es war Musik: die große Kraft, die Menschen verbinden kann.

Zum Weiterlesen:
G. Fischer, Lohausen und Stockum, Düsseldorf 1989.






Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen